Donnerstag, 13. Februar 2014

Multitasking und Auswirkungen auf die Fehlerverarbeitung



Psychophysiologische Untersuchung zur Analyse von Informationsverarbeitungsprozessen

Multitaskinganforderungen sind ein wesentliches Merkmal der modernen Arbeitswelt. In einem experimentellen Doppelaufgabendesign wurde untersucht, ob im Gehirn eine simultane Verarbeitung von zwei aufmerksamkeitsintensiven Prozessen möglich ist.
Gesunde Probanden bearbeiteten zeitgleich eine Computeraufgabe (visuell-motorische Flankeraufgabe) und eine auditiv-verbale Entscheidungsaufgabe. Mit der psychophysiologischen Methode der Elektroenzephalographie (EEG) wurden Parameter hirnelektrischer Aktivität ausgewertet.
Zwei wesentliche Forschungsfragen waren von Interesse:

1. Sind multitaskingbedingte Reaktionsveränderungen durch Indikatoren der bioelektrischen Hirnaktivität zu objektivieren?
 2. Kann während der PC-Arbeit eine effiziente Fehlerdetektion und -verarbeitung gewährleistet werden, wenn zugleich Inhalte gesprochener Sprache zu verarbeiten sind?

Zur Bestimmung altersabhängiger Effekte wurden zwei Altersgruppen erwerbsfähiger Population untersucht (20- bis 35-Jährige und 50- bis 60-Jährige).

Neben Verhaltensdaten (Reaktionszeiten, Fehlerraten und fehlerbedingter Reaktionsverzögerung, sog. "Post-error slowing") wurden Komponenten Ereigniskorrelierter Potentiale (EKP) ausgewertet, die die semantische Analyse und die Fehlerverarbeitung auf der Gehirnebene widerspiegeln (Ne/ERN, Pe, N400).
In der Flankeraufgabe nahmen die Fehlerraten zu und die Reaktionszeiten verkürzten sich, wenn zusätzlich sprachliche Inhalte verarbeitet werden sollten. Fehlerhafte Reaktionen gingen nicht nur mit verspäteten Antworten in der semantischen Entscheidungsaufgabe einher, sondern verzögerten die N400 Peak-Latenz um mehr als 400 ms. Das Post-error slowing war nur in der Einzelaufgabenbedingung zu verzeichnen und fehlte in der Multitaskingbedingung. Die Ne/ERN und Pe-Amplituden zeigen gegenläufige Effekte beim Multitasking: Während die Ne/ERN-Amplituden zunahmen, sanken die Pe-Amplituden.

Insgesamt zeigten sich deutliche Interferenzen bei paralleler Aufgabenbearbeitung. Diese beeinträchtigen nicht nur die Aufgabenausführung, sondern veränderten auch Prozesse der Fehlerverarbeitung.  Link zum Bericht

Quelle: BAuA Pressemitteilung 2014

Freitag, 7. Februar 2014

Ungerechte Bezahlung macht krank

Online-Artikel aus Böckler Impuls 1/2014

Ungerechte Bezahlung macht nicht nur unzufrieden, sondern auch krank. Das zeigen Reinhard Schunck, Carsten Sauer und Peter Valet in einer empirischen Studie. Für ihre Untersuchung haben die Soziologen von der Universität Bielefeld Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) ausgewertet. Sie finden "deutliche Hinweise auf eine Verschlechterung des subjektiv wahrgenommenen Gesundheitszustands, wenn das Erwerbseinkommen als zu niedrig wahrgenommen wird". Besonders gefährdet sind der Analyse zufolge gering qualifizierte Beschäftigte.

Was als angemessenes Einkommen betrachtet wird, sei in der Regel kontextabhängig, schreiben die Wissenschaftler. Beschäftigte vergleichen demnach ihre Leistung und Vergütung mit denen von Kollegen oder Partnern und orientieren sich an den üblichen Löhnen in ihrem Beruf. Wenn sie eine Diskrepanz feststellen, erleben sie eine "soziale Gratifikationskrise". Die Folge: Stressreaktionen. Diese Reaktionen wiederum, so die Theorie, erhöhen die Wahrscheinlichkeit von seelischen und körperlichen Erkrankungen.
Weitere Informationen auf den Internetseiten der Hans Böckler Stiftung. Dort kann der Artikel als PDF heruntergeladen werden.
Quelle/Urheber: HBS/ergoRed